Digitalisierungsmuster im Handwerk - Neue Studien des ifh Göttingen

01.09.2020

Basierend auf Daten des Digitalisierungschecks des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk hat das ifh Göttingen Digitalisierungsmuster im Handwerk untersucht und nun die neue Studie „Digitalisierungsmuster im Handwerk - Eine regionale und sektorale Analyse des Digitalisierungs-Checks des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk“ veröffentlicht.

Zusätzlich wurden Sonderauswertungen für die teilnehmenden Betriebe aus Niedersachsen sowie für alle teilnehmenden Betriebe der SHK-Gewerke vorgenommen.

Die Ergebnisse der Gesamtstudie in Kürze:

  • Handwerke des gewerblichen Bedarfs, Lebensmittelhandwerke sowie das Ausbauhandwerk weisen das höchste Digitalisierungspotenzial auf, welches durch die Lücke zwischen der Umsetzung und der subjektiv eingeschätzten Relevanz von Maßnahmen gemessen wird. Das Gesundheitsgewerbe und die Handwerke für den privaten Bedarf verzeichnen hingegen nur eine geringe Lücke zwischen empfundener Relevanz und der Umsetzung.
  • Die Lebensmittelhandwerke sehen eine erhöhte Relevanz der Digitalisierung im Teilbereich Kunden und Lieferanten. Das Ausbauhandwerk und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf zeigen hohe Potenziale in den Teilbereichen interne Prozesse und Mitarbeiter.
  • Auf Ebene der Handwerkszweige fallen die Metallbauer und die Zimmerer durch ein hohes Digitalisierungspotenzial auf.
  • Die Einzelmaßnahmen „interne Kommunikation über mobile Endgeräte“ sowie „Arbeitseinsätze digital koordinieren und planen“ bieten über alle Handwerksgruppen und -zweige das höchste Handlungspotenzial.
  • Die in den Studien ausgewiesenen Relevanzen und Digitalisierungspotenziale bzw. -bedarfe bieten Beratern die Möglichkeit, konkrete Förderbedarfe der einzelnen Branchen zu ermitteln.
  • Auf Basis der genutzten Daten kann ein Vier-Stufen-Modell von betrieblichen Digitalisierungstypen erstellt werden, das den Verlauf von weniger zu stärker digitalisierten Betrieben beschreibt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass auf der niedrigsten Stufe grundlegende IT-Sicherheitsvorkehrungen eine zentrale Rolle zu spielen scheinen. Mit aufsteigendem Digitalisierungsgrad zeigt sich, dass vor allem die Mitarbeitersensibilisierung und -fortbildung entschieden vorangetrieben wird. Auf der höchsten Stufe wird besonderer Wert auf die interne Prozessdigitalisierung gelegt.
  • Kleine Unternehmen sind an der Digitalisierung von kundenbezogenen Maßnahmen interessiert. Die Digitalisierung interner Prozesse scheint hingegen erst für größere Unternehmen (ab 250.000 Euro Jahresumsatz und mit über 20 Mitarbeitern) interessant zu sein.
  • Auf der vorliegenden Datengrundlage werden regionale Unterschiede sichtbar. Während die Umsetzung vor allem in den wirtschaftlich stärkeren und dichter besiedelten (urbanen) Bundesländern wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen vorangeschritten ist, scheinen die östlichen Bundesgebiete (ohne Berlin) eine geringere Umsetzung und empfundene Relevanz von Digitalisierungsmaßnahmen aufzuweisen.

Weiterführende Informationen zur Studie: Digitalisierungsmuster im Handwerk
Download der Studie

Für die teilnehmenden SHK-Betriebe lassen sich folgende Kern-Ergebnisse ableiten:

  • Die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen ist für die teilnehmenden Betriebe der SHK-Gewerke nur leicht höher als in anderen Branchen des Handwerks. Es wird der Digitalisierung eine durchschnittliche Relevanz zugeschrieben.
  • Die Relevanz der Digitalisierungsmaßnahmen wird für den Bereich der Einbindung von Mitarbeitern und der Prozessdigitalisierung als am höchsten, für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle als am geringsten angegeben.
  • Im Bereich der Digitalisierung der Kundenbeziehung wird der höchste Handlungsbedarf im Bereich der Online-Anwendungen für die Kundengewinnung und der Kundenbewertungstools gesehen.
  • Die Prozessdigitalisierung ist ein wichtiger Bereich für die teilnehmenden Betriebe. Zentrale Handlungsbereiche sind die interne Kommunikation über mobile Endgeräte, die digitale Koordination und Planung von Arbeitseinsätzen sowie die digitale Prozessdokumentation.
  • Digitale Geschäftsmodelle werden als insgesamt weniger relevant eingeschätzt, einzig im Bereich der individuellen IT-Lösungen werden Handlungsbedarfe wahrgenommen.
  • Die Einbindung der Mitarbeiter ist der wichtigste Teilbereich für die Betriebe, mit den höchsten Umsetzungsgraden und der höchsten empfundenen Relevanz. Besonderer Handlungsbedarf besteht bei der Schulung in IT-Sicherheit, der Nutzung von Prozessdaten durch die Mitarbeiter sowie im Hinblick auf die allgemeine Akzeptanz und Unterstützung durch die Mitarbeiter bei der Einführung von neuer IT.

Weiterführende Informationen zur Studie: Digitalisierung der SHK-Gewerke
Download der Studie

Für die teilnehmenden Betriebe aus Niedersachsen zeigen sich folgende zentrale Ergebnisse:

  • Die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen liegt in Niedersachsen leicht unter dem Bundesdurchschnitt, die Wahrnehmung von Handlungsbedarfen jedoch deutlich darüber. Daraus ergeben sich erhebliche Digitalisierungspotenziale für die teilnehmenden niedersächsischen Betriebe.
  • Bei Betrachtung von Digitalisierungsbereichen zeigt sich, dass das Digitalisierungspotenzial insbesondere in den Bereichen Prozessdigitalisierung, digitale Geschäftsmodelle und Einbindung der Mitarbeiter in Niedersachsen überdurchschnittlich hoch ist.
  • Bei der Umsetzung sind insbesondere IT-Schulungen für Mitarbeiter und die digitale Bearbeitung von Kundenprozessen unterdurchschnittlich ausgeprägt. Gleichzeitig wird den Bereichen interne Verarbeitung von Kunden- und Prozessdaten, Kommunikation über digitale Endgeräte und die Schulung der Mitarbeiter eine überdurchschnittlich hohe Relevanz zugemessen.
  • Die höchsten Digitalisierungspotenziale zeigen sich daher für die Bereiche interne Verarbeitung von Kunden- und Prozessdaten, Kommunikation über digitale Endgeräte und die IT-Schulung der Mitarbeiter.

Weiterführende Informationen zur Studie: Digitalisierung des Handwerks in Niedersachsen
Download der Studie

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