Aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und Auswirkungen auf das Handwerk

Seminar für Handwerkswesen (Hrsg.) (1999). Aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und Auswirkungen auf das Handwerk. Kontaktstudium Wirtschaftswissenschaft 1998. Duderstadt: Mecke.

Angesichts der seit Jahren andauernden hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland werden zunehmend Zweifel an der Wirksamkeit der eingesetzten arbeitsmarktpolitischen Instrumente laut. Die beschäftigungspolitischen Erfolge, die einige EU-Länder und insbesondere die USA in den letzten Jahren erzielt haben, haben die Diskussion hierüber zusätzlich angefacht. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht dabei die Frage, ob der Arbeitslosigkeit am besten durch eine verstärkte Förderung des zweiten Arbeitsmarktes begegnet werden kann oder ob es letztlich nicht effektiver ist, die Angebots- bzw. Rahmenbedingungen der Unternehmen nachhaltig zu verbessern, um dadurch den ersten Arbeitsmarkt zu stärken.

Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Arbeit aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt aufgezeigt und auf ihre möglichen Auswirkungen auf das Handwerk hin untersucht. Die verschiedenen Beiträge beschäftigen sich u.a. mit den beschäftigungs-, wettbewerbs- und fiskalpolitischen Auswirkungen des zweiten Arbeitsmarktes, der Bedeutung von Lohn- und Einkommenszuschüssen für eine Beschäftigungsausweitung sowie der Überlebenswahrscheinlichkeit und Beschäftigungsentwicklung von Existenzgründungen.

Von Veränderungen bzw. Schwerpunktverlagerungen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik ist das arbeitsintensive Handwerk direkt oder indirekt betroffen. Deshalb fand im September 1998 ein Wirtschaftswissenschaftliches Seminar zu aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und den Auswirkungen auf das Handwerk für die Unternehmensberater der Handwerksorganisationen statt, zu dem qualifizierte Arbeitsmarktexperten gewonnen werden konnten. Die Beiträge der Referenten bilden den Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung.

Zentrale Ergebnisse:

Handwerksbetriebe sind i.d.R. bei der Gründung sehr klein und erreichen schon nach einer kurzen Entwicklungsphase ihre optimale Größe. Die entscheidende Eintrittsbarriere beim Handwerk liegt eher in der Qualifikation des Gründers als in der Kapitalintensität der Gründung. Aufgrund des obligatorischen Großen Befähigungsnachweises sind Handwerksbetriebe offensichtlich auch in kapitalintensiven Branchen mit einer relativ kleinen Betriebsgröße überlebensfähig.

Die zusätzlichen Beschäftigungseffekte von Existenzgründungen waren von 1990 bis 1996 eher bescheiden. Den rund 2 Mio. Existenzneugründungen in dieser Zeit standen rund 1,6 Mio. Selbständige gegenüber, die ihre Tätigkeit aufgaben. Demzufolge hat der Bestand an Selbständigen lediglich um 400 000 Personen zugenommen.

Trotz der relativ bescheidenen positiven Beschäftigungseffekte von Existenzgründungen ist eine Alternative zur Bewältigung des Strukturwandels durch weitere Existenzgründungen kaum vorstellbar. Der zweite Arbeitsmarkt weist in Ostdeutschland, insbesondere im kommunalen Bereich, starke Verfestigungstendenzen auf.

Selbst unter Berücksichtigung direkter und indirekter Rückflüsse sowie Multiplikator- und Vorleistungseffekte ist die Finanzierung von ABM rund um die Hälfte teurer als die Kosten, die dem Staat durch die Finanzierung der Arbeitslosigkeit entstehen.

Die Beschäftigungsdynamik wird auch in den USA stark von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt. Sie sind die Träger des dortigen Beschäftigungswachstums.

Um der Lösung der Beschäftigungsprobleme näher zu kommen, bedarf es eines Gesamtansatzes von aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt. Im Vordergrund sollte ein am Beschäftigungsziel orientierter Umbau des Steuer- und Abgabensystems stehen.

Inhalt des Bandes:

Gustav Kucera
Neuere Entwicklungen der Arbeitsmarkttheorie als Grundlage einer aktiven Beschäftigungspolitik

Heinz Werner
Das amerikanische "Beschäftigungswunder" - mit Licht und Schatten

Friedhelm Pfeiffer und Frank Reize
Arbeitslosigkeit, Selbständigkeit und Existenzgründungen

Birgit Schultz
Beschäftigungs-, wettbewerbs- und fiskalpolitische Auswirkungen des zweiten Arbeitsmarktes unter besonderer Berücksichtigung des Handwerks

Ulrich Walwei
Die Bedeutung von Lohn- und Einkommenszuschüssen für die Beschäftigungsausweitung

Holger Buch
Die Problematik der Scheinselbständigkeit

Anne Dohle
Arbeitsrechtlich bedingte Beschäftigungshemmnisse im Handwerk

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