Auslandsgeschäfte im Handwerk

Müller, K. (2008). Auslandsgeschäfte im Handwerk. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien (Band 76). Duderstadt: Mecke.

Die deutsche Volkswirtschaft ist auf den ausländischen Märkten erfolgreich und darf sich mit dem Titel "Exportweltmeister" schmücken. Sicher geht dieser Erfolg in erster Linie auf die Erfolge der Industrie zurück. Unklar ist jedoch, in welchem Ausmaß das Handwerk hierzu beiträgt. Dies liegt daran, dass über die Auslandstätigkeit der Handwerksunternehmen seit 1994 keine abgesicherten Zahlen mehr vorliegen. Dieses Defizit wird durch die vorliegende Studie abgebaut.

Die Untersuchung beruht auf einer Sonderumfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) in Kooperation mit 30 Handwerkskammern, die im 3. Quartal 2007 stattfand. Der Titel dieser Umfrage lautete: "Überregionaler Absatz und Einkauf des Handwerks". Ca. 8.500 Fragebögen konnten in die Auswertung einbezogen werden. Um bundesweit abgesicherte Ergebnisse zu erhalten, wurden die Ergebnisse nach einem erprobten Verfahren gewichtet.

Nach den Ergebnissen der Untersuchung wird 3,5 % des handwerklichen Umsatzes im Ausland erwirtschaftet und 7,2 % der Handwerksunternehmen setzen ihre Güter und Dienstleistungen jenseits der deutschen Grenze ab. Dies waren im Jahr 2006 immerhin 14 Mrd. EUR und knapp 49.000 Handwerksunternehmen. Gegenüber der Handwerkszählung von 1995 bedeutet dies eine erhebliche Steigerung. Diese kam insbesondere deshalb zustande, weil erstmals eine nicht unbeträchtliche Anzahl von kleinen Handwerksunternehmen den Schritt über die nationalen Grenzen hinaus gewagt hat. Heute kommen etwa 14 % aller Exportunternehmen in Deutschland aus dem Handwerk.

Der Beitrag des Handwerks zur deutschen Außenwirtschaft ist damit aber noch nicht vollständig erfasst. Hinzu muss der indirekte Export gerechnet werden, der für viele Unternehmen eine noch viel größere Bedeutung als der direkte Export besitzt, aber nicht in die Statistik eingeht. Ohne die qualitativen Zulieferungen von vielen Handwerksunternehmen wäre die Wettbewerbsfähigkeit vieler deutscher Industrieunternehmen auf den Weltmärkten sicherlich nicht in diesem Ausmaß gegeben.

Das Handwerk ist nicht nur auf der Absatz-, sondern auch auf der Beschaffungsseite international tätig. Der Importanteil mit 2,8 % und der Importeursanteil mit 9,5 % liegen sogar noch höher als auf der Absatzseite. Dieses Ergebnis zeigt, dass das Handwerk auch auf diese Weise in die internationale Arbeitsteilung eingebunden ist.

Diese Untersuchung hat aber auch gezeigt, dass das Auslandspotenzial im Handwerk bei weitem noch nicht erschöpft ist. Insgesamt dürfte es ein Exportpotenzial von 10 bis 15 % der Handwerksunternehmen geben (sowohl Exportbereitschaft als auch Exportfähigkeit). Dies sind bis zu 100.000 Unternehmen. Die Aktivierung dieses Potenzials erfolgt jedoch nicht von allein. Vielmehr bedürfen die Handwerksunternehmen besonderer Hilfestellungen, um ihnen den Schritt auf das internationale Parkett zu erleichtern.

Vergleich Exportumsatz und Anteil Exporteure im Handwerk 1994 und 2006

Vergleich Exportumsatz und Anteil Exporteure im Handwerk 1994 und 2006

Als Hilfen ist ein umfangreiches Bündel an Maßnahmen geeignet. Dies reicht von geeignetem Informationsmaterial, über spezielle Angebote an die Unternehmen, um ihnen den Einstieg in das Auslandsgeschäft zu erleichtern, wie Unternehmerreisen, Messebeteiligungen, Außenwirtschaftsveranstaltungen bis hin zu einer persönlichen Beratung. Die Außenwirtschaftsstellen bei den Handwerkskammern haben einen besonderen Stellenwert, da hier in der Regel ein enger Kontakt zu den Unternehmen vorliegt. Flankiert werden muss dieses Angebot durch handwerksspezifische Informationen, die von den zentralen Institutionen der Außenwirtschaftsförderung (Bundesagentur für Außenwirtschaft, deutsche Auslandshandelskammern) bereitgestellt werden. Wenn dies erfolgreich geschieht, kann das Handwerk zukünftig noch mehr zu den Exporterfolgen der deutschen Wirtschaft beitragen.

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