Die Rolle von Handwerksunternehmen für die volkswirtschaftlichen Funktionen des Mittelstands

Thomä, J. (2016). Die Rolle von Handwerksunternehmen für die volkswirtschaftlichen Funktionen des Mittelstands. Göttinger Beiträge zur Handwerksforschung (Heft 11). Göttingen.

Mittelstandsförderung als Hilfe zum Nachteilsausgleich für kleine und mittlere Unterneh­mungen (KMU) ist nicht mehr zeitgemäß. Als vielversprechenden Ansatzpunkt für einen Perspektivwechsel fokussiert eine neue Forschungsarbeit des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) die Stärken der mittelstän­dischen Wirtschaft am Beispiel des Handwerks.

Die ifh-Studie belegt die wichtige Rolle von Handwerksunternehmen für die volkswirtschaft­lichen Funktionen des Mittelstands. Handwerkliche KMU tragen in drei Kernaspekten dazu bei, dass der Mittelstand seine Potenziale für gesamtwirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen entfaltet. Über die allgemein anerkannte Ausbildungsfunktion hinaus sind dies laut der Studie die Innovations- und die regionale Ausgleichsfunktion.

Auch wenn der direkte Anteil der handwerklichen KMU an der Forschungs- und Entwick­lungstätigkeit in Deutschland proportional gesehen gering ist, so bringe gerade die Handwerkswirtschaft häufig Produkt- und Prozessinnovationen hervor, zeige sich damit inno­vationsorientiert und entwickle z.B. maßgeschneiderte Individuallösungen, argumentiert die ifh-Studie. Im internationalen Vergleich stelle dies eine spezifische Besonderheit des deutschen Mittelstands dar.

Besondere Bedeutung komme den Handwerksunternehmen innerhalb des Mittelstandes wegen ihrer regionalen Ausgleichsfunktion zu. Ihre starke Präsenz in ländlich-peripheren, strukturschwächeren Räumen stütze wesentlich den regionalpolitisch erwünschten Abbau räumlicher Disparitäten, der auf möglichst gleichwertige Lebensverhältnisse in den unter­schiedlichen Regionen des Landes abzielt. Indem das Handwerk, wie die Studie zeigt, über seine Ausbildungsstärke berufliche Integration ermögliche, unterstütze es die Bindung der im Handwerk arbeitenden Menschen zu ihrer Heimatregion und trage so in ländlichen und strukturschwachen Regionen zur Verringerung regionaler Disparitäten bei der Human­kapitalbildung bei. Alles in allem zeigt die Forschungsarbeit, warum eine moderne und zukunftsgewandte Mittelstandspolitik, die sich eher an den Stärken und weniger an den Schwächen von KMU orientiert, sich gerade auch in einer expliziten Handwerksförderung niederschlagen sollte.

Für Rückfragen zu den Ergebnissen dieser Studie steht Dr. Jörg Thomä zur Verfügung.
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