Situations- und Potenzialanalyse Handwerk in Hamburg - Teil I: Bestandsanalyse

Müller, K., Brüggemann, J. & Proeger, T. (2017). Situations- und Potenzialanalyse Handwerk in Hamburg - Teil I: Bestandsanalyse. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien (Band 100). Duderstadt: Mecke.

Handwerksbetriebe brauchen Beistand von Kammern, Verbänden und Staat. Technologischer Fortschritt, Demografie und Wertewandel ermöglichen gute Zukunftschancen, sind aber von den Unternehmen nicht im Alleingang zu bewältigen.

Die Entwicklung des Handwerks als kleinbetrieblich bis mittelständisch organisierter Wirtschaftszweig hängt von vielen Einflüssen ab. Politik, Unternehmen und Verwaltungen haben bei Zukunftsszenarien schnell ihre eigenen Blickwinkel besetzt, so dass eine gemeinsame Perspektive nur schwer zu ermitteln ist. Das Handwerk und die Wirtschaftsbehörde des Stadtstaates Hamburg haben jetzt mit wissenschaftlicher Unterstützung des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) und des CIMA Instituts für Regionalwirtschaft, Hannover, eine Initiative zur Lageeinschätzung umgesetzt.

Die Studie ermittelt in einem ersten Teil eine Ist-Analyse des Handwerks innerhalb der Hamburger Gesamtwirtschaft. Dabei werden in sechs Themenbereichen mit hoher Zukunftsrelevanz auch Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken des Handwerks herausgearbeitet, etwa bezüglich des techno­logischen Fortschritts, der demografischen Entwicklung oder des fortschreitenden Wertewandels. Dem­nach muss sich das Handwerk aufgrund von gesellschaftlichen, ökonomischen und technologischen Trends auf eine nachhaltige Veränderung der Wettbewerbssituation einstellen, die unter anderem von zunehmend verwischenden Grenzen zwischen Handwerk, Dienstleistungssektor und Industrie bestimmt wird. Chancen ergeben sich laut der Studie etwa aus Veränderungen durch demografischen Wandel (Beispiel: kaufkräftige "Silver Ager"), forciertem Klima- und Umweltschutz (Gebäudesanierung, E-Mobilität) oder auch verändertem Konsumverhalten (Regionalität der Produkte bzw. Rohstoffe).

Im zweiten Teil stellt das Autorenteam kurz-, mittel- und langfristig umsetzbare Handlungsempfehlungen für fünf zentrale Szenarien vor, die für das Hamburger Handwerk branchenübergreifend mögliche Entwicklungsziele definieren. Dabei adressieren die Wissenschaftler ihre Ergebnisse nicht ausschließlich an die Betriebe, die in unternehmerischer Eigenverantwortung ihre Zukunft primär selbst gestalten müssen. Sie benennen auch notwendige Unterstützungsaufgaben der Hamburger Politik und der Handwerksorganisation. So werden in Bezug auf die zukünftige Entwicklung der Betriebe nicht vor allem den Unternehmen Vorschläge gemacht, sondern ebenfalls Handwerksorganisation und Politik empfohlen, gezielt für das Handwerk Flächensicherung zu betreiben, Werkstattgemeinschaften zu fördern und Unterstützung bei der Chefnachfolge zu geben. In vier weiteren Szenarien von Digitalisierung bis Umweltschutz schlägt die Studie Leitprojekte zur Begleitung des Wandels vor.

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